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Mittwoch, 14. August 2013

Schalensteine

Gerade dieser findet sich nicht in dem u.g. Reich sondern in Österreich. Unter dem Kolomanibildstock und ist so groß, dass man ein Baby darin baden könnte.


Im Reich der Schalensteine 
In the realm of cupstones

Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen; auch der Stehsatz der Urlauber „Reisen bildet“ selbst wenn sich die Bildung allenfalls auf gastronomische Details bezieht ist nicht selten zu hören. Ich habe auch versucht, etwas aus dem Urlaub im Lande der Dänen mitzunehmen, was man auf den ersten Blick auch der gastronomischen Bildung zurechnen könnte. Das trifft jedoch nur teilweise zu. 

„The traveller brings back stories”, one also hears the trope “travelling educates”, even when the education is limited to gastronomic details. I too have tried to draw a lesson from a vacation to the Land of the Danes, at first sight also somewhat connected to gastronomy. But that fits only partially.  


Skal….. 

ist der skandinavische Trinkspruch. Nach kurzer Recherche gelangt man zu den Großstadtsagen gleich ins Reich der Vorurteile, nur scheint´s doch historisch teilweise belegt. Skal sei verwandt mit „Skull“. Und nachdem sich die Wikinger mit Bier, das sie aus den Schädeln der Besiegten (oder waren es doch ihre Ahnen?) tranken, zuprosteten, war es nur ein kurzer Weg zu Trinkspruch „Skal“. Unbedarfter Weise würde ich daraus schließen, dass korrekt übersetzt, man bei anstoßen mit Bier gegenseitig „Schädel!“ zuwirft und dann trinkt. 

Skal is the Scandinavian word used when making a toast. A short research brings up urban legends and plain prejudices, although with some historical justification. Skal is said to be related with skull. As the Vikings toasted with beer they drank out of the skulls of defeated enemies (or were they the skulls of their ancestors?), its only a short leap to the toast “Skal”. I naively conclude that, if translated correctly, we would raise our beer in a toast by exclaiming “Skull!” before drinking.  


Koldskal….. 

ist eine Art Trinkjoghurt, geschmacklich auf dem Wege zwischen Joghurt und Buttermilch, versetzt mit Geschmackstoffen Vanille und Zitrone. Man gießt sie kalt in einen Schale – also Kaltschale, und versenkt darin staubtrocken Mürbeteigkekse dänischer Provenienz, die so genannten Kammerjunker, wohl das dänische Gegenstück der „Hausfreunde“. Man sieht an der Wortverwendung bereits deutlich: Die Verwendung des Trinkspruchs „Skal“ bezieht sich auf das Trinkgefäß. Allerdings wohl eher im Sinne von Schale – auch die Diskussionsseiten der Wikipedia zeugen von der Frage Schädel / Schale. 

Koldskal ist a kind of drinking yoghurt, somewhere between yoghurt and buttermilk, with lemon and vanilla flavour added. It is poured cold in a bowl/cup – therefor its name, “coldcup” , and then one drops in a dry regional shortbread named “Kammerjunker” – this word may be the Danish counterpart of the so-called German “Hausfreunde” (backdoor man). From this use of the word, it is then clear that the toast Skal refers to the drinking vessel, but more in the meaning of “cup” – even in the discussion page of Wikipedia the Skal-skull connection is questioned.  


Schalensteine der besonderen Art in Vejle


Nicht eben zur Klärung der Verhältnisse trägt dieses seltsame Fassadendetail bei. Es befindet sich in ca. 3m Höhe an der Außenseite der Nicolaikirche in Vejle. Was aussieht, wie die Faustwärmer eines Kachelofens sind tatsächlich die Schädelschalen Hingerichteter Man sieht in jedem Falle: Die Schädel sind doch nicht so weit von der Schale entfernt, wie manche glauben lassen wollen. 

The detail of this strange facade does not quite contribute to the clarification of its circumstances. It is situated approximately 3 metres above ground level on the exterior of the Nicolai-Church in Vejle. What looks like the fist-warming cups of a tiled stove in fact are skullcaps (or should we say skullcups?) of executed persons. What is certain: Skulls are not as far away from cups as some people would wish them.  


Am Broskov Oldtidsvej: Vermerken nun die Schalen Querungen der Furt, die in irgeneiner Weise lethal ausgingen? Ich werden wohl den dänischen Text im Link entziffern müssen, derweil spekulier ich lieber darüber.


Skaltegn…. 

begegnen einem in Südskandinavien häufig (Schalenzeichen). Wie Lokalhistoriker schreiben, seien diese sogar noch im 20. Jahrhundert in kultischer Verwendung gewesen. Nehmen wir nur die uns mittlerweile bekannten Deutungsvarianten der Schale an sich so ergibt sich die Möglichkeit des Bezugs Schale – Person. Sei es in der Wertigkeit einen Trophäe, dann wären Schalenansammlungen Dokumentationen von stattgefunden Kämpfen, tiefgreifenden persönlichen Ereignissen (wenn etwas länger an einem bohrt, dann könnte man auch einen Stein anbohren?) oder aber zur Erinnerung an Verstorbene der eigenen Sippe. 
Es ergeben sich auch konkrete Bedeutungsverbindungen zum bekanntesten noch in kultischer Verwendung stehenden Schalestein: Dem Weihwassergefäß

Skaltegn (cup markings) are abundant in southern Scandinavia. As local historians write, some of these were in cultic use even during the 20th century. Based on the currently known interpretations of the uses of these markings, there may be a relation of cup to person. If they represent a trophy, then cup marking would document fights or events of deep personal impact (when questions are “boring” (as in drilling) through ones mind, might the “boring” stones be a fitting action?), or perhaps remembering the deceased of ones own clan. There is also a solid connection to the best known current cultic use of cupstones: The stoup for holy water in churches.  

Zusammenfassend: Einsicht und Wissen hat der Urlaub nicht wirklich vermehrt, denn diese Interpretationen hätte man auch nachlesen können. Doch so ist das Erfahrene an reale Orte geknüpft und bleibt vielleicht länger im Permanentspeicher der vermutlich unter der Schädelschale angesiedelt ist. Auch der Urlaub war so insgesamt unterhaltsamer. Ich würde, um den Kreis zu schließen, sagen, wer sich etwas bildet hat mehr vom Reisen da er dann offener für Eindrücke ist, oder diese konkret, sucht um in der Ferne Bestätigungen oder Relativierungen von theoretischen Annahmen zu finden. Das Reisen an sich kann aber den Bildungsauftrag ohne diesen Grundstock nicht erfüllen. 

In summary: This insight and knowledge also would have been possible to obtain just from reading. But this way the traveller’s experience is linked with real sites, thus maybe remaining for a longer time in the “permanent storage” said to be situated under ones skullcap (skullcup). And, this made the vacation more entertaining. To close the circle, I think that he who educates himself will reap more reward from travel, as one is more open to impressions, or motivated to look for the confirmation or (relativisation) of his own assumptions. Travel in of itself, however, cannot educate, without this basic thirst for learning.

Improved translation: 18.8.2013