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Donnerstag, 4. Juni 2015

Amras in alter Ansicht


Fronleichnamsprozession, hinten der Paschberg mit dem Lanserkopf; ich nehme an, dass das Photo in der Zwischenkriegszeit aufgenommen wurde: Nach Errichtung der Hochspannungsleitung vom Achenseewerk nach Innsbruck (das müsste die im Hintergrund erkennbare sein) - also wohl zwischen 1927 und 1938.
Wo aber mag das Bild aufgenommen worden sein?

 Meiner Ansicht  nach auf der u.a. Karte in etwa hier (roter Pfeil)
Der Strommasten rechts der Bildmitte befindet sich im blauen Kreis.
 
Ausschnitt Openstreetmap

 
Die weitere Recherche in TIRIS zeigt allerdings, dass es diesen Weg (der am Ostrand des Bauernhofs "Hofer" verläuft) damals nicht gab, sondern ca. 30m östlich davon ein Weg vom Stecherhof zum Seewirt verlief.

Ein Vergleichsphoto von diesem Standort wäre baulich ziemlich verstellt. 
Man blickt dort heute gegen Hauswände.
Interessanterweise ist ziemlich genau an dieser Stelle wenige Jahre später, während der Bombenangriffe, die Umfahrungsbahn errichtet worden. Diese hätte in etwa dort den Weg der Prozession gekreuzt.

Daher ein nun Blick retour auf den Platz, wo damals die Fronleichnahmsprozession zog:


Amras 2014: Rechts des langen gelben Wohnblocks in Bildmitte blickt man auf das Feld, über das dereinst die Prozession zog.

Direkt auf dem heutigen Weg, Blick in Prozessionsrichtung. Die Wiese ist nun eingezäunt. Der Zaun ein Kriegsrelikt - wie schon einmal gebloggt: Feldflugplatzmattenelemente.  Rechts im Hintergrund das ehemalige Seewirtareal.

Mittwoch, 13. April 2011

Kriegsrelikt

Kriegsgrelikt in Amras: Die Mattenelemente für Feldflugplätze, die beim alten Innsbrucker Flugplatz Rossau gelagert wurden, werden in Amras noch hie und da als Zäune benutzt. Leider fielen die meisten in den letzten Jahren Umgestaltungen zum Opfer.
 Kriegserinnerungen....
Eine Anfrage von "The Practice Room" bezüglich des Friedhofes am Osterfeld
hat mich dazu veranlasst, nachzubohren, welche Erinnerungen in meiner Familie dazu tradiert werden. Dazu befragte ich meine Mutter. Es lässt sich daraus Folgendes rekonstruieren:

 1.Angriff 15.12.1943 (Mittwoch)
515 Tote lt. Rede im Stadtrat zum Gedenktag am 15.12.1948 von BM Melzer (TN 16.12.1948)

Unter den Toten ist auch die Cousine meiner Mutter, Maridl Steixner, die bis vor kurzem in Bozen gearbeitet hat, wegen der dortigen Bombenangriffe aber nach Innsbruck zurückgekehrt ist und nun in der Stadt arbeitet. Sie wird beim Angriff verschüttet, scheint im Krankenhaus auf dem Wege der Besserung, stirbt aber drei Tage darauf an inneren Blutungen.

Maridl Steixner * 13. 12. 1925 + 18. 12. 1943 (Samstag), wurde am Amraser Friedhof begraben

Am Sonntag sitzt die Familie gerade in der Stube, als draußen durch die Geyrstraße eine Lastwagenkollone fährt, die mit Särgen beladen ist.

Sonntag, 19.12.1943 : Sargtransport zum Massengrab Osterfeld

Um 1970: Das Osterfeld befindet sich hinter der "Bleiche" dem früheren Armenhaus in Amras, man sieht den Plateaustreifen und das Häuschen am Waldrands im Bereich Egerdach dahinter - dort müsste der Friedhof ungefähr gelegen sein. Vielleicht ist es dieser rechteckige helle Fleck auf einem alten Luftbild im TIRIS-Archiv?

Meine Mutter meint, man habe sich damals nicht viel gefragt und vor allem nicht mit anderen Menschen genauer darüber gesprochen, da ja alles irgendwie gegen einen hätte verwendet werden können. 
Ähnlich sei es bei der Umfahrungsbahn. Die war einfach plötzlich da. Man hat keine Fragen gestellt und sich auch nicht den Kopf zerbrochen, ob überhaupt und wann Züge fahren - und das Ganze möglichst schnell wieder vergessen. Also alles in allem eine Zeit des bewussten Wegschauens. 
Der Schock der Bombenopfer und der Zeit ansich wirkte lange nach.  

Montag, 20. Dezember 2010

Die Autobahneinhausung und ein bedenkliches Jubiläum

Still ist es in Amras - heute abend. Gäbe es welche hier, könnte man in dieser Mondnacht wohl die Wölfe heulen hören. So nimmt man andere Klänge war: Das Rauschen der Zentralheizungsbrenner in den Kaminen (!) oder der Viertelstundeschlag der Glocke (eben bei der Aufnahme des Photos)
Noch gestern war man mit den letzten Arbeiten zur Verlegung des Verkehrs in die Röhre beschäftigt.....
Am 19.12.2010 war der talwärts fahrende Verkehr noch nicht in der Röhre. Fieberhaft wurde an der Höherlegung der Freileitung gearbeitet. Die Amraserkrichturmuhr im Hintergrund zeigt gerade 12h05.
 Es ist schon bemerkenswert, meinte am Sonntag unser Pfarrer, dass es auf den Tag genau nach 67 Jahren in Amras besonders friedlich wird.
Der 19.12., 12h05 ist nämlich der Jahrtag der Verschonung von Amras durch die Bomben des 2. Weltkriegs. Es erwischte damals zwar das Feuerwehrhaus (lt. Chronik, und es ist auch am alten Feuerwehrstandort einen entsprechende Gedenktafel montiert). Menschen kamen aber nicht zu Schaden und im Gegensatz zum Kloster Wilten wurde die Kirche in Amras nicht zerstört.
Das Bild oben habe ich am 19.12.2010 ziemlich genau um 12h05 aufgenommen - zugegebenermaßen war ich nicht beim Rosenkranz in der Kirche.

Vor 67 Jahren sah es in Amras also so ähnlich aus (das hier ist ein Photo aus der "Sammlung Pfannenschwarz", das in etwa dort aufgenommen wurde, wo heute das Lehrerheim liegt (am Ende der Amraserstraße) und einen Bombenangriff auf den Hauptbahnhof zeigt, links sieht man die Masten der Umgehungsbahnlinie durch die Amraserfelder, rechts die selbe Freileitung, die nun höher gelegt wird)
Was damals vorgefallen ist, ist am besten in einem Zeitzeugenbericht zu lesen - meine Vaters, 
hat darüber Buch geführt(er lebte damals mitten in der Stadt) und hat Anfang der Neunzigerjahre auch einen Artikel darüber im "Fenster" verfasst:

Mein Vater erklärt im Vorwort zu diesem maschinengeschriebenen Buch, dass er diese Texte aus seinem auf Kriegspapier geschriebenen Tagebuch entnommen hat und nur grobe Schreibfehler entfernt wurden.
Das ganze ist natürlich aus Stadtperspektive beschrieben - wo sich das ganze so anhört, als wären in Amras nur ein paar Felder.
Meinen Vater hat natürlich das Technische sehr interessiert.  Obwohl mittendrin im Grauen hat er weitaus mehr technische Details in Erinnerung behalten als schreckliche Momente, während viele andere Menschen diese Zeit auch heute nicht verarbeitet haben. In Amras feilen selten Bomben, die psychische Belastung durch dei Alrme war aber sicher gleich groß wie in der Stadt  Am 19.12. gab es  auch einen Treffer nahe des Elternhauses meiner Mutter, der tatsächlich nur ein Feld erwischte. Allerdings war mein Urgroßvater während dieses Augenblicks im Haus, da er zu schwach war, um in den Luftschutzstollen zu gehen.
Den Zugang zu den Luftschutzstollen, die in Amras in recht standfestem Fels (Quarzphyllit) liegen, hat man auch wie hier bei der Autobahneinhausung offen gelassen. Man weiß ja nie.....

Doch zurück zur Stromleitung  und zu diesem schönen 19.12.2010, 67 Jahre danach.



Wie man sieht: Eine atemberaubende Kraxelei!